Was gibt es schöneres als bei brütender Hitze zu Hause in die Alpen zu fahren und die kühlere Bergluft zu genießen. Blöd ist es nur, wenn aus kühler Bergluft dann Regen, Hagel und schließlich sogar Schnee wird. Auf der anderen Seite steigt der Abenteuerfaktor und nach drei Tagen wandern in Bivio hatten wir definitiv was zu erzählen!
Länge der Tour: 3 Tage | Datum: 24.-26.08.2018 | Art der Tour: Rundwanderung | Übernachtung: Zelt | Gelände: Alpin | Ort: Bivio, Engadin, Schweiz | Bergspitzen: Piz Grevasalvas (2.931m), Piz Lunghin (2.780 m)
Da einer meiner Wanderbuddys mittlerweile selbst auch fotografiert, war der Plan bei dieser Tour etwas mehr Fokus auf die Bilder zu legen. Das war eine deutliche Erleichterung für mich, da ich so nicht immer das Gefühl hatte, ich halte die Gruppe auf, während ich noch Fotos mache. Darüber hinaus macht es mir auch deutlich mehr Spaß zu fotografieren, wenn ich mich mit jemand austauschen kann, wir Kompositionen besprechen und vergleichen und uns gegenseitig motivieren können.
Inhaltsverzeichnis
Tag 1
Pünktlich mitten in der Nacht klingelte der Wecker und wir machten uns mit dem Auto auf den Weg Richtung Schweiz. Nach unserer Ankunft in Bivio gegen Morgen ging es erstmal stetig hinauf zwischen Wiesen, Kühen und vereinzelten Häusern und Betrieben. Nachdem wir oben auf dem Plateau angekommen waren, folgten wir dem Weg, verpassten dabei jedoch eine Abzweigung. Trotz erster Zweifel auf diesem Weg fiel uns erst nach 10 Minuten auf, dass unser aktueller Weg nicht in die richtige Richtung führt. Also machten wir uns wieder auf den Weg zurück und fanden glücklicherweise recht schnell die verpasste Abzweigung. Den Rest des Tages schlängelte sich der Weg gemütlich entlang der Kante des Plateaus immer weiter hinauf. Mal ging es an Wiesen vorbei, mal durch kleinere Waldstücke, mal wurde das Gelände auch etwas schroffer. Alles in allem blieb der Tag jedoch eher gemütlich und das Gelände war nicht besonders alpin. Das Wetter zeigte sich deutlich wechselhafter, leider mit einem Hang zu vielen Wolken. Als wir unseren Zeltplatz für die Nacht an einem See erreichten, hatten wir zumindest noch die Möglichkeit ein paar Langzeitbelichtungen mit den vielen Wolken zu machen, bevor es dann gegen Abend immer weiter zuzog und zu regnen begann.
Tag 2
Nachdem der letzte Tag wechselhaftes Wetter für uns bereit hielt, ging es heute morgen mit Sonnenschein los. Die Pflanzen und Gräser um unseren Zeltplatz herum glitzerten im Sonnenlicht, als wir uns nach ein paar Fotos für den Tag fertigmachten und losliefen. Gegen 15 Uhr kamen wir dann an unserem Zeltplatz am Lunghinsee unterhalb des Piz Grevasalvas an. Was wir alle erst im Nachhinein rausgefunden haben: Der Lunghinsee ist die Quelle der Inn. Das Wetter sah auf den letzten Metern schon zunehmend ungemütlicher aus. Nachdem wir unsere Rucksäcke abgelegt hatten, machten wir uns schon mal auf die Suche nach einem geeigneten Zeltplatz. Die Suche zog sich etwas hin, da wir uns nicht richtig entscheiden konnten und müde von der Wanderung waren. Letztlich motivierten wir uns doch das Zelt aufzubauen – und keine Minute zu spät. Die ersten Tropfen fielen schon vom Himmel, als wir gerade dabei waren das Zelt aufzubauen – jetzt war Tempo angesagt. Einer packte die Rucksäcke unter den jeweiligen Regenschutz, während die beiden anderen das Zelt aufbauten. In Windeseile stand das Zelt und gerade als wir unsere letzten Sachen in der Apside verstaut hatten, begann es richtig zu regnen… und es sollte für die nächsten knapp 10 Stunden nicht mehr aufhören.
Regnete es anfangs noch, wurde es mit der Zeit immer kälter und der Regen wurde zu Hagel. Die Temperatur fiel dann weiter und irgendwann wurde aus Hagel letztlich Schnee. Zu unserer Rettung hatte Johnny alle Folgen des Kängurus auf seinem Handy dabei. War ich davor kein Fan vom Känguru, hat es mir diesen Tag absolut versüßt. Da es wirklich dauerhaft regnete draußen, mussten wir in der Apside kochen. Da diese jedoch großzügig dimensioniert ist, ging das problemlos und wir schliefen zufrieden und satt zur Stimme des Kängurus früh ein. Nachts stürmte es leider noch etwas stärker, sodass unsere Heringe im aufgeweichten Boden nicht mehr richtig hielten. Da Johnny gekocht hatte und Burkhard im Koma lag, war ich an der Reihe, um das zu beheben. Also Daunenjacke übergeworfen und rausgestiefelt. Glücklicherweise hatten Schnee und Wind mittlerweile nachgelassen, sodass ich schnell wieder im Zelt war. Alles in allem kam an diesem Tag richtiges Zeltfeeling bei mir auf, da es mein erster “ganzer” Tag war, den ich nur im Zelt verbracht hatte. Nicht das ich das jede Tour bräuchte, aber das Erlebnis war schon speziell und im Nachhinein auch echt schön.
Tag 3
Als wir früh morgens wach wurden, wartete eine Überraschung auf uns: Die Öffnung der Apside ließ sich nicht öffnen. Wie sich schnell rausstellte, war der Eingang des Zelts knapp 30 cm hoch eingeschneit. Die Vorfreude darauf, wie es draußen wohl aussehen würde stieg sofort. Nach dem wir den Eingang frei gemacht hatten, schlüpften wir für Fotos aus dem Zelt. Der Schnee, der See und die immer wieder durch die Wolken durchblitzende Sonne sorgten für spannende Motive – vor allem für Hochsommer! Gegen 10 Uhr kam die Sonne dann richtig raus, sodass wir in der Sonne frühstücken und unsere Sachen ausreichend trocknen lassen konnten. Da die heutige Etappe die letzte der Tour sein würde und auch recht kurz sein würde, hatten wir dafür genug Zeit. Nachdem wir alles gepackt hatten, ging es vom Zeltplatz aus direkt recht steil den Passo Lunghin hinauf. Im Lauf des Tages schmolz der Schnee nun immer mehr, da dieser Tag dem Sommer wieder mehr gerecht wurde. Nach dem wir den Pass überquert hatten, ging es sanft abfallend über Schnee- und Schotterfelder hinab. Nachmittags erreichten wir dann einen breiteren Weg, der entlang eines Flusses durch ein Tag entlangführte. Hier machten wir ein paar Testflüge mit der DJI Mavic, die ich zwar dabei hatte, die aber aufgrund des vielen Regens bisher nicht zum Einsatz kam.
Nachdem wir nun einige Zeit das Tal durchwandert hatten, fiel das Gelände in Richtung Bivio ab. Der Fluss, der gemächlich neben uns floß, wurde immer stärker von Steinen eingefasst und entpuppte sich immer mehr als Gebirgsfluss und ging nun durch eine Schlucht. Etwas ärgerlich, dass ich kurz davor für ein paar nette Testflüge den Akku der Drohne aufgebraucht hatte und sich hier nun so eine spektakuläre Kulisse für einen Drohnenflug bot. Da wurde mir einmal mehr deutlich, wie wichtig Vorbereitung und Planung für gute Videos und Fotos ist 🙂 Letztlich schloss sich für uns der Kreis, als wir die Stelle erreichten, an der wir uns am ersten Tag verlaufen hatten. Von dort ging es dann nur bergab hinunter nach Bivio und von dort zurück in die Heimat.
Fazit
Regen, Hagel und Schnee im Hochsommer… … hätte man mich vor der Tour gefragt, hätte ich gesagt, dass ich das nicht brauche.… hätte man mich während der ersten beiden Tage gefragt (während aufgrund des Wetters viel im Zelt saßen), hätte ich gesagt, dass es gerne verschwinden kann.… fragt man mich jetzt im Nachhinein, war der lange Tag im Zelt, der Neuschnee und der Morgen danach ein ganz besonderes Erlebnis, dass mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Outdoor sein pur, eben.
Mehr denke ich brauche ich dazu nicht sagen :)!