Reiseberichte Neuseeland – Tongariro Alpine Crossing

7. Januar 2017

“It will be cold, wet, and windy, but not stupid hazardeous to go up there”, sagte mir am Telefon ein Mitarbeiter des Department of Conservation. Was nicht nach einer besonders tollen Prognose klingt, war genau was ich hören wollte. Wurde mir von anderen Touristeninformationen in zwei Telefonaten davor noch empfohlen die Tour nicht zu gehen, hieß es nun für den nächsten Tag: Tongariro Alpine Crossing, ich komme!

Daten der Tour

Länge der Tour: 1 Tag | Strecke: 19,4 km | Höhenmeter: ca. 900 m |  Datum: 07.01.2017 | Art der Tour: Tageswanderung (One Way) | Übernachtung: – | Gelände: Befestigte Wege & Geröll | Ort: Nähe Taupo, Neuseeland | Bergspitzen: Mt. Ngauruhoe (2.291 m), Mt. Ruapehu (2.797 m)

Was das Alpine Crossing ist? Für Herr der Ringe Fans ein ca. 20km langer Fußmarsch durch die beeindruckende Landschaft von Mordor mit Blick auf den Schicksalsberg (und der Möglichkeit ihn zu besteigen). Für alle anderen eine durchaus anspruchsvolle Tageswanderung durch beeindruckende vulkanische Landschaft. Bei gutem Wetter zusätzlich gespickt mit tollen Ausblicken in die umgebende Landschaft mit den schneebedeckten Gipfeln rund um Mount Ruapehu. Dazu smaragdfarbenen Seen, die Möglichkeit einen aktiven Vulkan zu besteigen und einige Highlights mehr. Noch Fragen?

Die Wandertour liegt im Tongariro Nationalpark ziemlich im Zentrum der Nordinsel von Neuseeland. Aufgrund der spektakulären Landschaft ist das Tongariro Alpine Crossing eine der größten Attraktionen bei den Kiwis und die beliebteste Tagestour, was bei so vielen überragenden Wandermöglichkeiten in NZ schon etwas heißt.

Jan Becker mit Fujifilm am Parkplatz des Tongariro Alpine Crossing
0°C und 70 km/h WInd können kommen
Wanderweg beim Tongariro Alpine Crossing
Wanderweg wie im Herr der Ringe Film

Mangatepopo Carpark – South Crater

Laut Wetterdienst sollte der Wind, der das größte Problem darstellen sollte, morgens noch erträglich sein. Also war früh aufstehen angesagt. Da ich alleine gelaufen bin, konnte ich mich zum Start fahren und am Ziel auch wieder abholen lassen. Da mein gebrochener Arm mit der Schiene das Umziehen eher mühsam machte, habe ich mich schon beim Start direkt so warm eingepackt, wie es laut Wetterprognose für den Gipfel würde notwendig sein. Das stellte sich zwar als Fehler heraus, dazu aber später mehr. 

Beim Start angekommen, sah das Wetter ein wenig trüb und vor allem wolkenverhangen aus. Von Regen aber zum Glück keine Spur. Zu Beginn schlängelte sich der Weg durch recht flache Vulkanlandschaft und gab dabei immer wieder Blicke auf die umgebenden Berge und Vulkane frei. Besonders beeindruckend war Mount Ruapehu (2.797 m – höchster Punkt der Nordinsel) in der Ferne mit seinem schneebedeckten Gipfel. 

Nach gut 30-45 Minuten kam ich an der ersten Abbiegung vorbei, die zu den Soda Springs führte. Neben den Wasserfällen, die ganz nett, aber nicht sonderlich spektakulär waren, bot sich von dort, aufgrund der etwas erhöhten Lage ein schöner Blick auf Mount Ngauruhoe und die vulkanische Ebene davor. Nach dem kurzen 15-minütigen Abstecher ging es dann das erste Mal richtig nach oben. Über steile Pfade und Treppen, die nicht umsonst den Namen Devil’s Staircase tragen, ging es nun hinauf bis zum Eingang des South Crater. 

Von hier aus ist die Gipfelbesteigung zu Mt. Ngauruhoe möglich. Die klare Sicht, die unten noch stellenweise vorhanden war, war nun immer mehr von Nebel getrübt. Aufgrund der schlechten Sicht und fehlender Beschilderung für den Aufstieg (2-3 Stunden) entschied ich mich dagegen. Stattdessen ging es weiter durch den Nebel in den South Crater. 

Wolkenverhangene Hügel in Tussock-Graslandschaft
Herr der Ringe Feeling Teil 2
Schicksalsberg aus Herr der Ringe
Und da ist er schon, der Schicksalsberg (Mt. Ngauruhoe)

South Crater – Red Crater

Der South Crater ist in Wahrheit kein Krater, sondern ein Bassin, durch das man laufen kann. Die Lichtstimmung auf dem Weg durch die karge Ebene des Kraters war grandios. Nebelschwaden zogen durch die Ebene und sorgten für gespenstische Stimmung. Nach kurzem Fußmarsch verzogen sich die Nebelschwaden jedoch wieder und gaben den Blick auf den Krater und den strahlenden Sonnenschein frei. Einmal mehr wurde deutlich, wie wechselhaft das Wetter hier in Neuseeland insbesondere in den Bergen sein kann.

Am Ende des Kraters angekommen, ging es kurz noch oben auf ein kleines Plateau, von dem man eine wunderbare Aussicht auf die umliegende Landschaft des Tongariro National Park hatte. Danach stand der Aufstieg zum höchsten Punkt der Strecke an, dem Red Crater. Das Gelände wurde hier schwieriger, da der Boden immer mehr aus Sand und Geröll bestand und auch wieder steil nach oben ging. 

Nach einem anstrengenden aber recht kurzen Aufstieg kam ich oben an und wunderte mich – der Red Crater war gar nicht zu sehen. Dafür bestand aber eine perfekte Aussicht auf Mt Ngauruhoe und den umliegenden Nationalpark. Der Weg folgte dann einem Bergkamm, von dem der Krater dann schließlich auch zu sehen war. Nah am vorgegebenen Weg fiel die Kraterwand jäh nach unten ab und gab den Blick frei auf das rote Gestein im Krater, das ihm seinen Namen verleiht.

Während meiner Fotopause dort oben wurde mir bewusst, dass statt der angesagten 50-60 km/h Windgeschwindigkeit hier oben keine 5 km/h Wind herrschten und die Sonne nun, am höchsten Punkt angekommen, ordentlich vom Himmel brannte. Da ich neben meinen viel zu warmen Klamotten auch keine Sonnencreme (cold, wet and windy?!?) bei mir hatte und längst komplett geschwitzt war, entschied ich mich auch dafür mich gar nicht erst umständlich umzuziehen, sondern setzte meinen Weg genauso fort. Aber alles in allem war ich natürlich froh, dass die Prognose so deutlich daneben lag.  Lieber einmal eingeölt als durch Mistwetter zu laufen. Vor allem da ich so unproblematisch fotografieren konnte.

Sonne über karger Ebene
Praller Sonnenschein im South Crater
Mt. Ngauruhoe vom Red Crater aus gesehen
Blick auf den Mt. Ngauruhoe vom Red Crater
Red Crater
Red Crater

Red Crater – Blue Lake

Der Abstieg vom Red Crater hielt dann das nächste Highlight der Strecke bereit. Schon an der Kante zum Abstieg kann man die ersten Blicke auf die drei Emerald Lakes erhaschen. Ihre charakteristische grünliche Färbung erhalten die Seen von Minerialien der umlegenden Steine, die von den Seen aufgenommen wurden. Der Abstieg vom Red Crater bestand dann nur noch aus Lavasand und war mehr eine Rutschpartie, bei der ich froh war keine Turnschuhe zu tragen, wie viele der anderen Touristen auf dem Track. Beim Abstieg nahm dann auch der Schwefelgeruch nach und nach zu, da es in der Nähe der Seen verschiedene Stellen gibt, an denen der Boden dampft und schwefliger Rauch aufsteigt. 

Nach einem kurzen Abstecher zu einem der Emerald Lakes machte ich mich weiter auf dem Weg Richtung Blue Lake. Der See ist „tapu“, was in der Sprache der Maori heilig bedeutet. Essen und Trinken ist am Rand des Sees deswegen untersagt. Auf einer Kuppe oberhalb des Sees angekommen bot sich ein toller Blick auf Mt. Ruapehu, Mt. Ngauruhoe und den Red Crater. Nach einer kurzen Fotopause machte ich mich dann doch zügig an den Abstieg in Richtung Ketetahi Hut.

Wanderer steigen durch Nebel zu den Emerald Lakes hinab
Abstieg zu den Emerald Lakes
Emerald Lakes
Emerald Lakes
Ufer eines Emerald Lakes
Ufer eines Emerald Lakes
Schwefelgase treten aus dem Gestein aus
Schwefelgase
Red Crater und Mt. Ngauruhoe
Red Crater und Mt. Ngauruhoe

Blue Lake – Ketetahi Carpark

Der Weg dorthin schlängelte sich in Serpentinen durch üppiges Tussockgras. Dabei boten sich tolle Blicke hinab ins Tal mit seinem üppigen grünen Wald und dem Lake Rotoaira. Auf der Bergseite sah es nicht minder spektakulär aus. Schon von weitem sichtbar lag dort Abseits des Weges ein riesiger, stark dampfender Abschnitt. Der Dampf stieg hier so hoch, dass er sich mit der Wolkendecke verband und wie eine große Wolke aussah. Bei diesem Anblick konnte man sich gleich viel besser vorstellen, dass es sich beim Tongariro Nationalpark nach wie vor um aktives vulkanisches Gebiet handelt. 

Kaum hatte ich die Ketetahi Hütte erreicht und schließlich hinter mir gelassen, ging es unter die Baumgrenze und der Abstieg wurde steiler. Die Strecke hielt hier weniger Highlight parat, sodass ich meinen Weg zügig nach unten fortsetzte. Nach ca. 4,5 Stunden erreichte ich dann das Ende des Wegs, den Ketetahi Carpark. Nach einer kurzen Stärkung wartete dort schon mein persönliches Shuttle und es ging weiter auf unserem Weg Richtung Taupo.

Panoramaaufnahme des Blue Lake
Panorama des heiligen Blue Lake
Aktive Vulkandlandschaft
Aktive Vulkandlandschaft
Weg hinab zum Ketetahi Car Park
Weg hinab zum Ketetahi Car Park
Grauer Fluss im kargen Gebirge
Kleiner Fluss beim Abstieg
Wanderweg durch eine Allee von schmalen Bäumen
Allee im Wald

Fazit

Tja, was soll man sagen: Geil war’s  Während der Wanderung wurde immer deutlicher warum das Alpine Crossing von vielen als die Beste der vielen herausragenden Tageswanderungen in Neuseeland eingestuft wird. Atemberaubende Landschaft, ein Wanderweg mit alpinen Anteilen, der in gewissem Tempo auch durchaus anstrengend wird, aber gleichzeitig auch von weniger erfahrenen Wanderern bei gutem Wetter gut gelaufen werden kann. Sofern man nur ein klein wenig für Wandern übrig hat und in der Gegend um den Tongariro Nationalpark ist, ist das Tongariro Alpine Crossing aus meiner Sicht ein absolutes Muss.

P.S. Wenn dich weitere Reiseberichte mit Bildern von unserem Neuseeland-Trip interessieren, kannst du mit Woche 1 starten!