Wanderung rund um den Pizzo Campo Tencia

8. Juni 2015

4 Tage im hochalpinen Bereich. Landschaft, Sterne und Tiere fotografieren. Abenteuer mit Kocher und Zelt. Das alles klang sehr verlockend. Voller Vorfreude ging es auf meine erste Wandertour mit hoher Schwierigkeit in den Alpen. Natürlich kam es wie es kommen musste und es lief deutlich anders als geplant. Schlussendlich bleibt aber ein positives Fazit, viel Spaß, neue Erfahrung und natürlich auch einige gute Bilder.

Daten der Tour

Länge der Tour: 4 Tage | Strecke: 43 km | Höhenmeter: 3.960 m | Datum: 06.-08.06.2015 | Art der Tour: Rundwanderweg | Übernachtung: Zelt | Gelände: Alpin | Ort: Rodi-Fiesso, Kanton Tessin, Schweiz | Bergspitzen: Pizzo Campo Tencia (3.072 m)

Wanderung rund um den Pizzo Campo Tencia – Tag 1

Nach etwas mehr als fünf Stunden Fahrt waren wir an unserem Startpunkt, der Seilbahn in Rodi-Fiesso, angekommen. Mit dieser ging es dann hinauf zum Lago Tremorgio. Da die Beschilderung zu wünschen übrig lies, haben wir uns nach einem kurzen Blick auf eine Wanderkarte (ja, sowas gibt es noch) auf den Weg gemacht. Nach etwa einer Stunde Fußmarsch kamen wir an das erste große Schneefeld. Da die wenigen Wegmarkierungen nicht mehr sichtbar waren, hatten wir nun nur noch unsere Karte, um den Weg zu finden. Da zusätzlich der Schnee noch relativ tief war, kamen wir entsprechend langsam voran. Nachdem wir das Schneefeld passiert hatten und auf einem Plateau ankamen, erfuhren wir von anderen Wanderern, dass einer der Pässe, über den wir gehen wollten (der Passo Campolungo), komplett verschneit sei. Übermütig wie wir waren, haben wir uns davon nicht irritieren lassen und gedacht: „Das wird schon werden.“ Wie sich später herausstellte, wären erste Zweifel durchaus berechtigt gewesen.

Berghänge mit Restschnee und vereinzelten Bäumen
Berghänge mit Restschnee und vereinzelten Bäumen
Felsspitze mit schroffen Kanten
Felsspitze mit schroffen Kanten

Der Anstieg zu unserem nächsten Etappenziel, dem Lago di Leit, entpuppte sich nämlich als ziemlich beschwerlich, da die Schneedecke immer wieder von Schmelzwasser unterspült war und wir so regelmäßig in den Schnee einbrachen. Das sieht man auf dem zweiten Bild auch recht deutlich.

Zwei Wanderer vor hochalpiner Bergkulisse
Unsere Wandergruppe beim Aufstieg in Richtung der Schneefelder
Eingebrochener Wanderer im hüfthohen Schnee
1m dicke Schneedecke und Löcher – zum Glück ist nichts passiert

Nach einiger Zeit hatten wir jedoch schon ein wenig Routine entwickelt, diese Stellen zu erkennen und zu umgehen, was unser Tempo aber zusammen mit der größeren Anstrengung im Schnee noch weiter verlangsamte. So langsam wurde klar, dass wir das letzte Ziel unserer ersten Etappe und damit unseren geplanten Zeltplatz nicht mehr erreichen werden. Erste Gedanken ans Umkehren verwarfen wir aber direkt, da wir unsere 4-Tages-Tour nicht schon nach einem halben Tag abbrechen wollten. Also sind wir weiter in Richtung Passo Leit, vorbei am Lago di Leit, der anstelle eines schönen kühlen Bergsees eher eine große zugefrorene Eisfläche war.

Zugefrorener Lago di Leit mit Eis und Schnee
Lago di Leit – leider vollkommen zugefroren statt idyllischem Bergsee
Zugefrorener Lago di Leit und Aufstieg zum Passo di Leit
Weg entlang am zugefrorenen Lago di Leit

Als letzte Etappe des ersten Tages ging es auf der relativ steilen Schneise entlang des Berghangs (siehe Bild) endgültig nach oben auf den Passo Leit. Man kann gar nicht sagen, wie sehr und wie oft wir uns Schneeschuhe gewünscht haben. Oben angekommen, suchten wir uns aufgrund der nahenden Dämmerung schnell einen Zeltplatz. Leider war auch hier das Problem, dass der Schnee in der Nähe der Felsen (wo wir windgeschützt gewesen wären) oft brüchig war, da er von Schmelzwasser unterspült wurde. Also blieb uns nichts Anderes übrig, als das Zelt mitten auf dem Plateau aufzustellen.

Aufstieg zum Passo di Leit mit zwei Wanderern und Bergsee im Hintergrund
Aufstieg zum Passo Leit

Als das Zelt dann endlich stand, konnten wir zum ersten Mal den Ausblick genießen – und der konnte sich wahrlich sehen lassen.

Schroffe Bergspitze mit Schnee im Vordergrund
Schroffes Gelände und ganz viel Schnee
Zelt im Schnee mit Bergen im Hintergrund
Zeltplatz auf dem Passo Leit

Die Nacht war leider nicht besonders entspannend. Wie ich während dieser Tour lernte, sind Gewitter mit starkem Wind in den Alpen nicht ungewöhnlich. Für einen alpin unerfahrenen Wanderer wie mich war es entsprechend beunruhigend, mitten im Nirgendwo in den Alpen auf über 2.000 Meter Höhe auf einem Pass im Zelt ohne Windschatten zu sein, während um uns herum der Wind pfiff und der Regen auf das Zelt prasselte. Aber was tut man nicht alles für gute Bilder. Leider war der ganze Tag so anstrengend, dass ich mich nachts nicht mehr aufraffen konnte den Himmel zu fotografieren, nachdem das Gewitter nachgelassen hatte. So waren die Astrobilder erstmal von der Liste gestrichen. Hätte ich da mal gewusst, dass es die nächsten beiden Nächte nur noch bewölkt sein würde… aber gut, so habe ich mir vorgenommen, dass mir das nicht noch mal passieren wird.

Wanderung rund um den Pizzo Campo Tencia – Tag 2

Pünktlich um 4:30 Uhr stand das erste fotografische Highlight auf dem Plan: Sonnenaufgang mit Alpenpanorama. Die Bilder habe ich nahezu alle mit dem Fujinon XF 18-55 f2.8-4, der Fuji X-T1, einem Lee Filterhalter und einem 0.9 GND Soft Grad Filter aus Resin von Formatt Hitech gemacht. Der Filter kam dabei zum ersten Mal zum Einsatz und ich muss sagen, dass ich in Anbetracht des geringen Preises, im Vergleich zu den Premium-Filtern, mit den Ergebnissen sehr zufrieden bin. Eine kurze Zusammenfassung zum Filter habe ich am Ende des Beitrags zusammengestellt.

Sonnenaufgang vor schneebedeckter Bergkette am Passo di Leit
Mein erster Sonnenaufgang in den Alpen am Passo di Leit

Nach einem ausgewogenen Frühstück mit Käsespätzle und Alpenpanorama ging es an diesem Tag als erstes wieder einen leicht schneebedeckten Hang hinunter. Mit Blick auf den vor uns liegenden schneebedeckten Aufstieg, der mit Abstand der bisher steilste war, überlegten wir das zweite Mal, ob wir ins Tal absteigen sollten. Wir wollten aber auch hier nicht kneifen und quälten uns stattdessen Schritt für Schritt nach oben. Während des Aufstiegs habe ich diese Entscheidung x-mal verflucht und bin einige Tode gestorben, während ich stoisch meine Wanderstiefel bei jedem Schritt in den Schnee gerammt habe.

Schwarz-Weiß-Aufnahme des Ausblick vom Passo di Leit auf die umliegenden Gipfel
Berge, Berge und noch mehr Berge

Bei der Tour kamen sowohl der Satori EXP von F-Stop als auch die kleine Hüfttasche (Navin) zum ersten Mal zum Einsatz. Abgesehen vom leider nicht ganz so komfortablen Hüftgurt hat mir der Rucksack sehr gute Dienste geleistet. Gleiches gilt für die Navin-Tasche, die leider die Problematik des Hüftgurts verstärkt hat. Um jedoch schnell an die Kamera zu kommen, war sie definitiv geeignet und bietet auch genug Platz für meine X-T1 mit angesetztem Kitobjektiv. Mein Fazit zu Rucksack und Tasche, sowie Pro und Contra kann man ebenfalls am Ende des Beitrags nachlesen.

Aber nun zurück zur Tour: Oben angekommen verbrachten wir die Mittagspause in einer Schutzhütte. Nachdem einer meiner Wanderkollegen Symptome eines Hitzschlags hatte, mussten wir einsehen, dass wir die ursprünglich geplante Tour nicht schaffen werden. Damit stand die Entscheidung an nächsten Tag abzusteigen und dafür diesen Tag zu genießen. Wir schlugen unser Zelt schon nachmittags in der Nähe unseres persönlichen „Mini-Pools“ auf und genossen das phänomenale Wetter.

Zwei Wanderer vor Zelt in den Alpen
Zeltplatz für die zweite Nacht – hier lässt es sich aushalten

Nachdem wir nun die Tour deutlich verkürzen würden, wollte ich die zusätzliche Freizeit auf jeden Fall noch zum Fotografieren nutzen. Durch das viele Schmelzwasser bildeten sich überall kleinere und größere Wasserfälle. In unserer direkten Nähe waren zwei davon, die ich gut fotografieren konnte.

Langzeitbelichtung Flusslauf
Langzeitbelichtung des Wasserlaufs
Wasserfall unterhalb des Pizzo Campo Tencia
Wasserfall unterhalb des Pizzo Campo Tencia

Der Tag endete schließlich mit einer weiteren Köstlichkeit: Tütennudeln Tomate-Mozzarella. Eigentlich wollte ich nachts noch raus, um die Sterne fotografieren zu können. Leider durchkreuzte das Wetter auch diesen Plan und ließ dem kurz nach 20 Uhr einsetzenden Regen viele Wolken folgen. So blieb mir als Trostpflaster zumindest mehr Schlaf.

Wanderung rund um den Pizzo Campo Tencia – Tag 3

Am dritten Tag begannen wir den Abstieg. Hier lag dann wenig bis gar kein Schnee, die Landschaft war grüner und wir begegneten auch wieder anderen Menschen. Unterwegs zeigte sich auch noch das ein oder andere Tier: Ein Reh stand plötzlich nicht weit entfernt von uns im Dickicht. Obwohl ich die Kamera sogar schon in der Hand hatte, waren hier leider nur drei schnelle Fotos möglich, bevor es wieder verschwand.

Reh zwischen Büschen
Ein kurzer Blick zu uns und dann war es auch schon wieder weg

Kurz darauf kamen wir an einer Steinlandschaft vorbei, wo sich viele Murmeltiere versteckten. Nachdem ich mich etwa eine Stunde relativ erfolglos an sie angepirscht hatte, gab ich es frustriert auf und wir gingen weiter. Doch ich sollte noch Glück haben: Weiter unten kamen wir an einer weiteren Hügellandschaft vorbei, die erneut voller Murmeltiere war. Hier gelangen mir dann ein paar bessere Bilder, da man sich relativ unbemerkt an die Tiere heranschleichen konnte.

Murmeltier auf Wachposition in Wiesenlandschaft
Murmeltierwächter
Grüne Waldwiese mit Baumstümpfen
Oben Schnee, unten saftige Wiesen

Zurück am Auto waren wir einerseits recht erleichtert, diese beschwerliche Tour hinter uns zu haben. Andererseits war es natürlich auch ernüchternd, die geplante Route nicht annähernd geschafft zu haben. Nach einem feierlichen Resteessen mit Chili con Carne am Ufer des nächstgelegenen Sees, war die Welt jedoch wieder in Ordnung und die Strapazen fielen langsam von uns ab.

P.S. Vielen Dank an meinen Wanderkollegen Christopher für manche der Bilder hier im Beitrag!

Gaskocher und gekochtes Essen nach einer Wanderung
Abendessen deluxe

Mein Fazit zur Wandertour

Die Gegend rund um den Pizzo Campo Tencia bietet auf jeden Fall eine Menge toller Fotografie-Spots, insbesondere für Landschaftsaufnahmen. Entsprechend schade ist es, dass wir nicht die ganze Tour machen konnten. So mussten wir feststellen, dass eine bessere Vorbereitung im Hinblick auf die genauen Wetterbedingungen und die benötigte Ausrüstung vieles leichter gemacht hätte. Für das nächste Mal haben wir jedenfalls erst mal eine Hüttentour geplant. Das bedeutet zwar etwas weniger Abenteuer, dafür aber mehr Bequemlichkeit  Und vielleicht sieht mich der Pizzo Campo Tencia irgendwann ja noch wieder.

Mein Fazit zur Fotoausrüstung

Auf der Tour kamen, wie schon stellenweise erwähnt, mehrere Teile meiner Fotoausrüstung erstmals zum Einsatz. Daher will ich meinen ersten Eindruck jeweils kurz zusammenfassen.

Satori EXP von F-Stop

Von mir extra für solche Wanderungen gekauft, hat sich der F-Stop Rucksack bewährt. Durch die vielen Möglichkeiten die sogenannten Gatekeeper Straps anzubringen, lässt sich das ohnehin gute Volumen (62 l) des Satori noch einmal deutlich erweitern. Insgesamt gibt es fünf Punkte, an denen man die Straps anbringen kann. Meinen Schlafsack hatte ich oben auf dem Rucksack, das Stativ an einer Seite. Damit wäre noch unter dem Rucksack, auf einer weiteren Seite sowie auf der Rückseite Platz gewesen.

Auch sehr praktisch ist das MOLLE System am Hüftgurt. Produkte dieses Standards können auf beiden Seiten des Hüftgurts angebracht werden. Denkbar sind beispielsweise Behälter für Trinkflaschen, aber auch kleinere Taschen (z. B. Filtertasche oder kleine Kamerataschen). Aufgrund seiner Breite wird der Gurt des Satori im Vergleich zu anderen Fotorucksäcken dieser Dimension oft hervorgehoben. Wo Licht ist, ist in diesem Fall aber auch Schatten. Trotz seiner Breite führten das Wandern mit circa zwölf Kilogramm Beladung und das viele Bergaufgehen bei mir doch zu ziemlichen Schmerzen an der Hüfte. Hier hatte ich den Eindruck, dass klassische Wanderrucksäcke dem F-Stop doch noch überlegen sind.

Natürlich sind zwölf Kilogramm Beladung auch nicht gerade wenig. Daher werde ich anstatt am Rucksack zu zweifeln, erst einmal versuchen das Gewicht für so eine kurze Tour zu reduzieren. Aber das hat man nun mal davon, wenn man seiner neuen spiegellosen Kamera (noch) nicht traut und seine schwere DSLR noch zusätzlich mitschleppt 

Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie der Satori sich auf der nächsten Tour mit weniger Gewicht schlägt. Spätestens im Sommer 2016 ist es soweit.

Fazit

Zusammenfassend würde ich eine Kaufempfehlung für den Rucksack aussprechen, auch wenn er mit knapp 300€ nicht gerade günstig ist. Ein weiteres Problem ist, dass es ihn bei F-Stop in dieser Form leider nicht mehr gibt. Meines Wissens wurde er mehr oder weniger durch den Sukha abgelöst. Der hat mit 70 l sogar noch etwas mehr Volumen.

Pro

  • Großes Volumen und viel unterschiedlicher Stauraum
  • Mögliche Erweiterung durch GateKeeper Straps
  • Robust und gut verarbeitet
  • MOLLE System am Hüftgurt

Contra

  • Der Hüftgurt ist zwar breit, aber bei schwerer Beladung könnte er komfortabler sein
  • Kein Schnäppchen, aber aus meiner Sicht sein Geld trotzdem wert

Navin von F-Stop

Als besonders praktisch für das schnelle Foto auch in unwegsamen Gelände, erwies sich die kleine Hüfttasche Navin von F-Stop. Diese lässt sich an zwei Punkten anbringen: (1) mit dem MOLLE-System am Hüftgurt der F-Stop Rucksäcke, (2) mit GateKeeper Straps oben am Rucksack. Der große Vorteil der Tasche ist, dass man nicht immer erst den Rucksack absetzen muss, um an die Kamera zu kommen. Gleichzeitig hat man auch keinen unangenehmen Kameragurt um den Hals hängen und die Kamera ist in der Tasche gut geschützt. Einziger Wehrmutstropfen war das zusätzliche Gewicht auf der Hüfte. Vor allem bin ich aber auch gespannt, wie der Vergleich mit dem CapturePRO Clip von Peak Design in der Praxis ausfallen wird. Auch damit lässt sich die Kamera außen am Rucksack anbringen (hier dann am Schultergurt). Damit hat man die Kamera zwar nicht geschützt, aber auch immer griffbereit.

Fazit

Wer also beim Wandern seine Kamera immer gerne griffbereit haben möchte und die Kamera dabei auch geschützt wissen will, sollte sich die Tasche auf jeden Fall genauer anschauen. Die Verarbeitungsqualität ist, wie bei F-Stop üblich, sehr solide. Ob man für eine solche Tasche aber 50 Euro ausgeben will, muss jeder für sich selbst beantworten. Ich werde meine erst mal behalten und schauen wie oft ich sie tatsächlich einsetze. Mehr Infos findet ihr auf der Seite von F-Stop.

Pro

  • Verschiedene Anbringungssysteme
  • Solide verarbeitet

Contra

  • Hoher Preis

Formatt Hitech 0.9 GND Soft Grad (100x150mm):

Wie schon erwähnt, bin ich bisher sehr zufrieden mit dem Filter. Ich habe keine starken Farbstiche erkennen können und der Filter fühlt sich wertig an. Er kommt auch zusammen mit einem passenden Filtertuch, was ich bei dem Preis sehr positiv finde. Ich setze ihn in einem LEE-Filterhalter ein, was unproblematisch ist.

Fazit

Für den günstigen Preis von ca. 80 Euro erhält man einen gut verarbeiteten und wenig farbstichigen Filter, der auch in verschiedenen Filtersystemen zum Einsatz kommen kann. Mehr zum Filter findet ihr auf der Seite von Formatt Hitech.

Pro

  • Preis
  • Farbtreue
  • Verarbeitung

Contra

  • Mittlerweile kaum noch erhältlich, vielfach durch die Fibercrest Filter ersetzt