Reiseberichte Neuseeland – Woche 1 – Nordinsel

13. Dezember 2016

Morgens sieben Uhr, Flughafen Frankfurt am Main. Nach Monaten der Planung und Orga war es nun endlich soweit. Dissertation und Masterarbeit waren pünktlich abgegeben und alle Vorbereitungen erfolgreich abgeschlossen. Unser Trip nach Neuseeland konnte beginnen. Jetzt lagen nur noch 1,5 Tage Flugzeit mit Zwischenstopps zwischen uns und dem Flughafen in Auckland  Dank des vorzüglichen Entertainmentprogramms von Etihad und Hong Kong Airlines verging die Zeit aber tatsächlich wie im Flug (haha, kleiner Wortwitz ).

Da es in den Beiträgen immer mal wieder eine Rolle spielt, sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass ich mir schlauerweise fünf Tage vor dem Abflug abends beim Volleyball noch die linke Hand gebrochen hatte. Wir haben dann direkt verschiedene Szenarien (Urlaub canceln, später fliegen etc.) durchgespielt und uns schon auf das Schlimmste eingestellt. Am Morgen des nächsten Tages habe ich dann aber glücklicherweise unter Auflagen das Go der Ärzte für die Reise bekommen. Gerade noch mal  Glück gehabt und dem Supergau entgangen! Damit aber genug der Einleitung und los geht’s mit dem ersten Tag!

Neuseeland – Tag 1

Nach wie schon erwähnt erstaunlich entspannten und angenehmen 33 Stunden Anreise erreichten wir frohen Mutes Auckland. Dort stellte sich leider heraus, das unser Gepäck nicht ganz so weit kam und lieber in Abu Dhabi blieb. Nachdem wir erfuhren, dass wir das Gepäck am nächsten Tag bekommen würden, ging es weiter zum Campervan abholen. Dort lief alles glatt und der nächste Halt war unsere AirBnB Unterkunft. Dort hatten wir ein kleines Zimmer mit bequemen Bett und einer Wärmelampe im Badezimmer. Eine grandiose Erfindung, wenn man aus der Dusche kommt  Als letztes stand Einkaufen auf unserem Plan. Uns wurde Pak’n Save als günstigste Variante angepriesen, also machten wir uns auf den Weg dahin. Aufgebaut wie ein Hornbach mit den gleichen hohen Regalen und funktionalem Charme, machten wir das erste mal Bekanntschaft mit den neuseeländischen Mengen beim Einkaufen: Du brauchst Eier? Dann nimm doch 24; Du brauchst Bratwürste? Nimm doch 24; Du brauchst Salami? … Ich denke das Schema ist klar an dieser Stelle… Am Ende hatten wir nach ein wenig Suche aber fast alles auch in etwas kleineren Mengen. Gegen 18 Uhr kapitulierten wir vor der Zeitverschiebung und gingen zufrieden in unser Bett. 

Neuseeland – Tag 2

Nach einer angenehmen ersten Nacht und entspanntem Frühstück ging es zum Flughafen, um unser Gepäck zu holen. Natürlich dauerte da alles länger als geplant, weil sie Mellas Rucksack verwechselt haben und dieser dann noch durch die Biokontrolle musste. Aber gegen Mittag konnte es dann losgehen. Am ersten Tag stand viel Fahren auf dem Programm. Gegen Abend wollten wir die Three Sisters and the Elephant, drei große Gesteinsformationen im Wasser, besichtigen. Das war jedoch aufgrund der Flut nicht möglich. Also ging es etwas enttäuscht weiter in Richtung unseres ersten Campingplatzes am Waitara Beach. Zum Abschluss des Tages stand noch unser Abendessen an. An diesem Tag noch frohen Mutes, dass wir uns immer fleißig leckeres Essen kochen würden, haben wir dann auch ca. eine Stunde gebraucht bis wir einfache Nudeln mit Sauce und ein paar Zwiebeln gemacht hatten. Das lag vor allem daran, dass sich der Gaskocher leider als nicht besonders leistungsstark und der ständige Wind in Neuseeland als Feind der Flamme erwies  Aber für heute waren wir zufrieden und machten nach dem Essen und Abwasch ca. 2 Stunden später das Licht aus.

Neuseeland – Tag 3

Der nächste Morgen begrüßte uns mit Sonnenschein, leider das letzte Mal für einige Zeit. Nach einem Spaziergang am Strand ging es weiter nach New Plymouth. Dort nutzten wir den Tag für einen größeren Einkauf, um die letzten Dinge zu kaufen, die wir noch brauchten (Flip-Flops etc.). Nachdem wir die Sonne an der Promenade noch ein wenig genossen, ging es weiter zum Volcano View Campingplatz, einem der wenigen Campingplätze nahe Mt. Taranaki – unserem Ziel für den morgigen Tag. Dort angekommen nutzte ich die letzten Lichtstrahlen noch für ein paar Bilder rund um die goldene Stunde.

Wasserlinien im Sandstrand auf der Nordinsel in Neuseeland
Strand
Straße mit Mount Taranaki im Hintergrund
Mount Taranaki

Neuseeland – Tag 4

Der Tag begann leider mit Regen, Nebel und stürmischen Böen. Nach einer heißen Dusche wollten wir unser Glück trotzdem im Egmont National Park versuchen und eine Tour am Mt. Taranaki gehen. Der Weg zum Besucherzentrum entpuppte sich als sehenswerte Fahrt auf einer schmalen Straße, die sich durch dschungelähnlichen Wald schlängelte. Wäre da nicht der Nebel gewesen… Oben angekommen war nach wie vor alles in Nebel gehüllt. Nach einer kurzen Info beim DOC, welche Tour wir mit meiner Hand und dem regnerischen Wetter gut gehen können, haben wir uns am Auto für die Tour fertig gemacht. Wir hatten kaum damit angefangen, da wurden wir von einem richtigen Regenschutt überrascht. Innerhalb kürzester Zeit war sowohl meine Wanderhose und der Verband am Arm nass. Zum Schutz sind wir noch mal ins Besucherzentrum geflüchtet, haben dort aber beschlossen, dass eine Tour, insbesondere mit nassem Verband, ziemlich unangenehm wäre. Schweren Herzens sind wir unverrichteter Dinge weiter in Richtung Wellington gefahren.

Dank unseres Lonely Planet haben wir dann noch eine vielversprechende, zweistündige Wandertour (Atene Viewpoint Walk) im Whanganui National Park gefunden. Eine Stunde Aufstieg zum Atene Viewpoint und wieder zurück. Zum Start ging es durch typischen Regenwald. Später dann durch einen Mix von Wiesen, Regenwald und Mischwald. Die Tour war sehr abwechslungsreich und nicht zu anstrengend. Der Viewpoint war dann eher so lala, aber der Weg an sich hat sich gelohnt. Nach dem Rückweg nach Wanganui und einem genialen Abendessen im Japanese Kitchen endete der Tag für uns auf einem kostenlosen Parkplatz mitten in Wanganui. Nach der Enttäuschung am Mt. Taranaki waren wir froh, dass sich der zweite Teil des Tages deutlich positiver entwickelte.

Fluss fliesst durch Waldlandschaft im Whanganui National Park
Blick in den Whanganui National Park
Blick vom Atene Viewpoint auf die umliegende Waldlandschaft
Atene Viewpoint

Neuseeland – Tag 5

Für heute stand eine etwas längere Fahrt nach Wellington und der Besuch des Te Papa Museums auf dem Programm. Das Museum wurde uns im Vorfeld sehr angepriesen. Letztlich waren wir etwas enttäuscht. Die einzelnen Ausstellungen waren zwar sehr modern und plastisch aufbereitet worden. Dafür fehlte uns oft die Struktur und der Einstieg in die Themenbereiche. Man hatte des Gefühl “hineingeworfen” zu werden und wir hatten große Mühe die Zusammenhänge zu verstehen. Mit gewisser Enttäuschung verließen wir Wellington dann Richtung Campingplatz, da es in der Stadt keine Übernachtungsmöglichkeiten gab. Der Belmont Regional Park überzeugte uns für das wenige Geld sehr. Leider sollte dieser Campingplatz der Letzte für eine ganze Zeit sein, bei dem wir nicht mit Sandflies zu kämpfen hatten. Da wir keine Lust hatten einen weiteren Tag in Wellington zu verbringen, hatten wir uns für den nächsten Tag noch eine Fähre auf die Südinsel gebucht. Mit großer Vorfreude auf das, was uns auf der Südinsel und auf der Fährfahrt erwarten würde, fielen wir dann erschöpft auf unsere Matratze im Camper.

Schiffsbug mit rostigen Ankern in Wellington
Wellington
Sonnenaufgang am Fährhafen in Wellington
Sonnenaufgang am Fährhafen in Wellington

Neuseeland – Tag 6

Um den Berufsverkehr zu umgehen und pünktlich die Fähre zu erreichen, hieß es früh aufstehen an diesem Morgen. Gegen 9 Uhr setzte sich die Fähre dann in Bewegung. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite und wir konnten die Fahrt auf dem Deck genießen. Mein Highlight war der Moment, als die Südinsel mit den Marlborough Sounds das erste Mal ins Sichtfeld rückte. Das türkisblaue Wasser kombiniert mit den saftigen grünen Hügeln der Sounds war ein atemberaubender Anblick. Wie so oft hielt unser Glück leider nicht sehr lange. Genau in dem Moment als wir die Fähre verließen, begann es erneut zu regnen. Wir wollten uns aber nicht entmutigen lassen und fuhren zum Ziel für den heutigen Tag: Die Marlborough Weinregion rund um die Stadt Blenheim.

Los ging es mit einem Winetasting beim Weingut Cloudy Bay, dass uns von einem befreundeten Winzer empfohlen wurde. Der beste Sauvignon Blanc soll hier hergestellt werden. Ob das der Fall ist, kann ich natürlich nicht beurteilen, aber ich habe zumindest noch keinen besseren als den dortigen probieren können  Vor allem das Bouquet war absolute spitze. Das nächste Tasting war bei Framingham. Der Wein dort schmeckte uns noch besser, da sie sich dort vor allem auf Riesling spezialisiert haben und wir beide große Rieslingfreunde sind (was soll man auch sonst sagen, wenn man aus der selbsternannten Riesling City kommt ;)) Vor allem hatte es uns der 10 Jahre alte Riesling angetan. Durch die lange Reifung war die Säure deutlich abgemildert. Dafür trat ein deutlicher Zitrusgeruch in der Vordergrund – sehr spannend.

Türkisblaues Wasser im Queen Charlotte Sound vor der Küste der Südinsel
Türkisblaues Wasser im Queen Charlotte Sound vor der Küste der Südinsel

Die Tastings kann ich jedem nur empfehlen. Für wenige Dollar (max. 10 NZ-Doller, was 6-7 Euro entspricht) kann man dort stellenweise fünf Weine probieren, die im Verkauf locker über 15 Euro pro Flasche kosten. Dazu bekommt man immer noch einiges über den Wein erzählt – auch wenn es auf Englisch ziemlich anspruchsvoll ist, den Erläuterungen zu folgen, da so viele unbekannte Fachbegriffe genutzt werden.

Weinberge
Wingert in Neuseeland
Weinfass mit Schriftzug Cloudy Bay
Eingang zum Anwesen von Cloudy Bay
Weinberge vor bewaldeten Hügeln
Weinberge am Strassenrand

Unsere nächste große Station auf der Südinsel sollte Lake Tekapo sein. Da die Straße dorthin nach dem Erdbeben in Kaikoura nach wie vor noch nicht befahrbar war, mussten wir einen Umweg nehmen. Wir entschieden uns über Arthurs Pass zu fahren und machten uns abends noch ein gutes Stück auf den Weg in diese Richtung. An den Campingplatz kann ich mich nicht mehr so gut erinnern, was vielleicht an den vielen Sandflies dort lag.

Langzeitbelichtung eines Flusses mit Steinen und Wald im Hintergrund
Langzeitbelichtung im Abendlicht

Neuseeland – Tag 7

Auf dem Weg Richtung Arthurs Pass verfolgten wir einen großen Teil des Tages die Upper Buller Gorge Road, die in der gleichnamigen Schlucht verlief. Die Strecke schlängelte sich wirklich ansehnlich durch das Tal, vor allem der Abschnitt in der Nähe von Murchison mit der großen Hängebrücke. Die Fahrt über Arthurs Pass war ebenfalls absolut sehenswert, leider spielte hier das Wetter nur teilweise mit. Trotzdem machte es viel Spaß durch die alpinen Landschaften zu fahren. Auf der Westseite dominierten satt-grüne Ebenen und ein Flusslauf parallel zur Straße. Auf der Ostseite waren dann große Flussbetten mit riesigen Lupinenmeeren anzutreffen.

Flusslauf in der Nähe von Arthurs Pass
Flusslauf in der Nähe von Arthurs Pass

Am höchsten Punkt der Strecke (920 m) hatten wir dann auch unsere erste Begegnung mit einem Kea aus nächster Nähe. Dieser einzige alpin lebende Papagei machte seiner angepriesenen Neugier alle Ehre, indem er sich überhaupt nicht durch uns stören lies. Am Ausgang zur Ostseite bot sich uns dann ein toller Blick auf die Schneegipfel der Southern Alps – zumindest wenn die Wolken sich mal kurzzeitig verzogen. Für die Nacht hatten wir uns den Campingplatz am Lake Pearson ausgesucht. Fürs Kochen entpuppte sich der dortige Wind als großes Hindernis, aber so hatten wir wenigstens keine Sandflies. Dort am See hatte ich dann auch das erste Mal die Muße mich mit dem Thema Zeitraffer auseinander zu setzen. Sobald ich diesen fertiggestellt habe, werde ich ihn hier noch hinzufügen.

Kea
Kea
Lilane Lupinen
Lupinen am Arthurs Pass
Lilane Lupinen und aufziehendes Gewitter
Lupinen am Arthurs Pass mit Blick auf das aufziehende Gewitter
Sonne durchbricht Wolken am Arthurs Pass
Sonne durchbricht Wolken am Arthurs Pass

Fazit

Nach ereignisreichen Tagen ging die erste Woche dann zu Ende. Das Wetter war bisher leider eine ziemliche Enttäuschung. Mit wenig Sonne, viel Wind und Wolken und immer wieder Regen hatten wir definitiv nicht gerechnet. Es sollte hier ja eigentlich Sommer sein. Tröstlich war zumindest, dass alle Neuseeländer, die wir darauf angesprochen haben, uns klar sagten, dass das nicht typisch sei. Klassischer Fall von Pech gehabt  Wir ließen uns aber nicht entmutigen und freuten uns auf die vor uns liegenden Berglandschaften der Südinsel, die in den beiden letzten Tagen unsere Stimmung schon deutlich verbessert hatten.