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Stubaier Höhenweg
Schroffe, teils glatte gräulich-gelber Felsen, Tannen und erste Sonnenstrahlen, die schräg ins Tal fallen – wer den Half Dome im Yosemite Nationalpark im Morgenlicht gesehen hat, dem kommt diese Beschreibung vielleicht bekannt vor. Erstaunlicherweise brauchte es für dieses Erlebnis keinen Flug über den großen Teich, sondern nur eine Autofahrt nach Tirol ins Stubaital und die Wanderung zur Innsbrucker Hütte.
Länge der Tour: 3 Tage | Datum: 21.-23.07.2019 | Art der Tour: One Way | Übernachtung: Hütte | Gelände: Alpin | Ort: Neustift im Stubaital, Tirol, Österreich | Bergspitzen: Kalkwand (2.564 m), Elferspitze (2.505 m)
Aufstieg – Nürnberger Hütte – Bremer Hütte
Bevor es jedoch soweit war, ging es für uns jedoch erst mal in Neustift im Stubaital los. Mit dem Bus fuhren wir bis zur Zustiegsmöglichkeit zur Nürnberger Hütte. An der Bushaltestelle wurden wir schon von einem imposanten Wasserfall begrüßt, bevor wir uns an den Aufstieg machten. Zeigte sich das Wetter zu Beginn noch von seiner guten Seite, zog es schon bald immer stärker zu und wir kamen schließlich im Regen an der Nürnberger Hütte an.




Nach einem kurzen Stopp ging es dann auch schon direkt zum Ziel des heutigen Tages: der Bremer Hütte. Meine beiden Begleiter mussten ihren Stubaier Höhenweg letztes Jahr vor der Nürnberger Hütte unterbrechen, sodass wir den letzten Teil (Nürnberger – Innsbrucker Hütte) des Stubaier Höhenweg dieses Jahr vor uns hatten. Der weitere Weg zur Bremer Hütte war von karger und schroffer Landschaft gekennzeichnet. Die Strecke selbst war abwechslungsreich: Neben leichten Passagen entlang dünner Wege oder durch Graslandschaften bewältigten wir auch seilversicherte Passagen sowie ein größeres Schneefeld.
Auf unserem letzten und einzigen Pass des Tages passierten wir ein altes Zollhäuschen, was uns in Erinnerung rief, wie nah wir uns doch an der Grenze zu Italien befanden. Von hier aus eröffnete sich in beide Täler ein weiter Blick, der normalerweise zum Verweilen einladen würde. Doch vom Regen noch befeuchtet kühlte uns der Wind, der um das Häuschen zog, sehr schnell aus. So entschieden wir uns direkt und zügig dem aufreißenden Himmel entgegen ins Gschnitztal und unserem Nachtlager entgegen abzusteigen.




Als wir die Hütte erreichten, war das Wetter schließlich vollständig aufgeklart und sonnig. Das hätte zwar durchaus früher kommen dürfen, aber so konnten wir uns zum Abschluss des Wandertages noch in der Sonne vor der Hütte entspannen. Gegen Abend ging es noch mal nach draußen, um die Hütte und den See im Abendlicht fotografieren zu können. Zusammen mit den Lichtern aus der Hütte ein lohnendes Motiv, mit dem ich sehr zufrieden bin. Highlight auf der Hütte war das Abendessen, das nicht nur überaus schmackhaft war, sondern der nette Hüttenwirt fragte noch nach, wer noch einen Schnitzelnachschlag wollte, sodass es mit gut gefüllten Bäuchen ins Bett ging.

Bremer Hütte – Innsbrucker Hütte
Zum Sonnenaufgang standen wieder Fotos auf dem Programm. Auch hier stand die Hütte wieder im Mittelpunkt, da die Sonne von der anderen Seite des Sees gesehen direkt neben der Hütte aufgeht. Definitiv ein dankbares Motiv. Das gute Wetter begleitete uns dann auch den Rest des Tages. Wie am Vortag war das Streckenprofil abwechslungsreich und hatte gleich mehrere seilversicherte bzw. eisenversicherte Passagen. Insbesondere an der Stelle, an der es mittels Eisen als Fußtritte senkrecht die Wand hinauf ging, war es faszinierend zu sehen, wie eine Gruppe mit einem großen Hund die Stelle bewältigte: Zwei Stufen lief der Hund noch selbst, dann wurde er an seinem Geschirr nach oben gehievt. Ob das im Sinne des Erfinders ist, überlasse ich dem Urteil Anderer 😉 Um uns herum war deutlich mehr Vegetation als am Vortag und dank der klaren Sicht bot sich an vielen Stellen ein toller Rundumblick auf die umliegenden Bergketten.





Den ganzen Tag genossen wir den Blick ins Gschnitztal sowie auf die Bergkette des Alpenhauptkamms, der die Grenze zu Italien markiert. Das Ende der heutigen Etappe, die durchaus einige anspruchsvolle Passagen aufwies, kündigte sich an, als die imposante Kalkwand in unser Sichtfeld trat. Diese thront oberhalb der Innsbrucker Hütte und stellt mit seinen schroffen und steil abfallenden Felswänden eine tolle Kulisse dar – vor allem im Kontrast zu den grasbewachsenen Hängen drumherum. Über leichtes Blockwerk schlängelte sich der Weg im Schatten der Kalkwand hinab bis zu unserem Tagesziel. Hier genossen wir auf der Terrasse in der Sonne noch das ein oder andere Kaltgetränk, um der heißen Sonne von innen entgegen zu wirken. Pünktlich zum Sonnenuntergang ging es wieder hinaus, jedoch zeigte sich dieser – im Vergleich zum kommenden Sonnenaufgang – von seiner weniger spektakulären Seite.


Innsbrucker Hütte – Elfer – Neustift
Durch ihre exponierte Lage bieten sich rund um die Innsbrucker Hütte viele Fotomotive. Pünktlich zum Sonnenaufgang um kurz nach fünf hieß es für mich entsprechend: Raus aus den Federn! Während Sonnenaufgänge für mich immer wieder von nicht besonders viel fotografischem Erfolg gekrönt sind, war die Ausbeute an diesem Morgen unbeschreiblich. Neben dem Blick ins Tal zwischen Elfer und Kalkwand waren vor allem die schräg durch die Kalkwand einfallenden Lichtstrahlen ein absolutes Highlight. Dadurch, dass die Sonneneinstrahlung nur punktuell vorhanden war und sich die Lichtstimmung immer wieder veränderte, hatte ich auch ausreichend Zeit, um verschiedene Motive auszuprobieren. Vor Ort war ich schon sehr zufrieden mit den Ergebnissen und dieser Eindruck wurde im Nachhinein bei der Bearbeitung bestätigt.








Mit gutem Gefühl und dem anschließenden Frühstück ging es dann durchs Tal Richtung Elfer. Damit wären wir auch am Anfang dieses Blogbeitrags angekommen. Als wir das Tal erreichten, fiel das Licht wieder wunderbar schräg in einzelnen Strahlen ins Tal und sorgten mit der Kalkwand selbst für eine grandiose Kulisse. Nachdem wir dem Weg ein wenig Richtung Tal folgten, ging es für uns wieder hinauf in Richtung Elfer. War es am Fuß des Aufstiegs im Schatten noch ordentlich kühl, erreichten wir bald den sonnenbeschienenen Teil des Hangs und konnten die Sonne und die angenehmen Temperaturen genießen. Das Gebiet um die Elferspitze herum entpuppte sich als faszinierende Gesteinslandschaft wie von einem anderen Stern. Fühlt sich der Aufstieg durch Gras und Gestrüpp noch ganz normal alpin an, wird die Landschaft zunehmend surreal, wenn man ins Innere der Elfergruppe gelangt. Da wir ausreichend Zeit hatten, entschieden wir uns auch einen Gipfel mitzunehmen. Die letzten Meter zur Spitze führten durch einen engen Kamin hinauf. Leider habe ich erst am Gipfel von einem anderen Wanderer den Tipp bekommen, dass man bei Gipfel am besten seinen Rucksack unterhalb der Spitze zurücklässt – das hätte mir einiges an Quälerei beim Aufstieg erspart 😉





Nachdem wir den inneren Teil des Elfers wieder verlassen hatten und von einem Alpentrailrunner (2x!) überholt wurden, ging es in Serpentinen den Berg hinab. Dabei hatten wir einiges an Gegenverkehr – durch die Elferbahn ist der Elfer eine sehr beliebte Tagestour. Auf dem Weg entdeckte ich plötzlich einen großen Schmetterling und stellte mit Verwunderung fest, dass es ein Schwalbenschwanz war. Während ich einen Schwalbenschwanz in Deutschland schon seit Jahren sehen will, saß er hier zufällig auf dem Wegesrand – was für ein Zufall. Beim Abstieg konnten wir auch sehr viele Gleitschirme bestaunen, die überall im Tal unterwegs waren. Der Hang oberhalb der Elferbahn ist ein beliebter Startpunkt dafür. Nach einem Mittagessen auf der Elferhütte machten wir uns an den Abstieg nach Neustift und von dort ging es wieder zurück in die Heimat.




Fazit
Die Tour war ein voller Erfolg – trotz des mittelmäßigen Wetters am ersten Tag. Die Etappen haben eine angenehme Länge, sind abwechslungsreich und ein wenig anspruchsvoll, die Hütten liegen schön exponiert und haben ganz unterschiedlichen Charme und die Fotomotive waren durchweg toll. Auf dem ersten Teil des Stubaier Höhenwegs sieht man darüber hinaus auch noch den Stubaier Gletscher. Mit der Möglichkeit des Zustiegs auf den (bzw. Abstiegs vom) Stubaier Höhenweg lässt sich dieser wie in unserem Fall auch über mehrere Wanderungen absolvieren und benötigt keine komplette Wanderung am Stück. Eine klare Empfehlung und auch ein absoluter Klassiker unter den Mehrtagestouren in den Alpen.