Die Reise beginnt
Die ersten Jahre, in denen ich eine Kamera besessen habe, habe ich nur sporadisch und vor allem im Urlaub fotografiert. Irgendwann, interessanter Weise kann ich mich gar nicht mehr genau erinnern warum, habe ich mich mehr für die Fotografie interessiert. Erste Amtshandlung damals war der Kauf einer Spiegelreflexkamera, einer Canon 40D. Die Makrofotografie war das erste Genre mit dem ich mich ernsthaft auseinander gesetzt habe. Da mich die Makrofotografie nach wie vor in ihren Bann zieht, kam ich zum Schluss, dass es an der Zeit ist, sich dem Thema im Blog zu widmen.
Bei den ersten Überlegungen zum Beitrag kam die Frage auf, was mich an der Makrofotografie reizt. Dabei wurde mir klar, warum mir dieses Genre die ganzen Jahre Spaß gemacht hat – und natürlich auch was mich daran nervt. Aber kommen wir erst mal zu den positiven Aspekten.
Faszination Natur
Auch wenn ich nicht in einer Großstadt lebe, so freue ich mich doch jedes Mal wieder über die großartige Ruhe, die morgens kurz vor Sonnenaufgang herrscht. Wenn ich mich mit dem Rucksack auf dem Rücken auf den Weg in die Wiesen und Felder mache und allein das Vogelgezwitscher die Ruhe unterbricht, ist das immer wieder ein tolles Gefühl. Zusammen mit dem warmen und weichen Licht rund um den Sonnenaufgang genieße ich es, die Zeit in der Natur zu verbringen. Zumal ich sie früh morgens auch ganz anders wahrnehme als im Trubel des Alltags. Zum Naturerlebnis kommt bei der Makrofotografie die ausgeprägtere „detektivische“ Suche nach dem Motiv. Das unterscheidet sie von Wildlife- oder sonstiger Naturfotografie. In dem man Blätter umdreht sowie Knospen und Dolden genau inspiziert, entdeckt man die Natur ein wenig wie mit den Augen eines Entdeckers und Biologen. Das macht mir wirklich immer wieder großen Spaß. Auch wenn die Suche mitunter zeitintensiv sein kann
Kernmerkmal der Makrofotografie ist, wie der Name schon sagt, die Vergrößerung. Gerade bei Insekten, die im Vergleich zu Säugetieren viel kleiner sind, eröffnet sich durch die Makrofotografie eine ganz neue Welt. Eine Welt, die man mit bloßem Auge kaum wahrnimmt. Es ist faszinierend, welche Details sich dabei offenbaren. Seien es die Facettenaugen der Libellen oder die filigranen Härchen eines Schmetterlings. Insbesondere beim Einstieg war das ein tolles Erlebnis. Zumal man vergleichsweise leicht Bilder machen kann, die deutlich aus der breiten Masse herausstechen.
Technische Aspekte der Makrofotografie
Letztlich ist es auch der technische Teil bei der Makrofotografie, der für mich den Reiz ausmacht. Durch die millimeterdünne Schärfeebene ist es eine große Kunst die Kamera so zum Objekt auszurichten, dass sich die Schärfe gleichmäßig verteilt. Um das Objekt auch in der Tiefe und nicht nur in der Fokusebene ausreichend scharf abzubilden, kommt mit dem Focusstacking noch eine weitere große Herausforderung hinzu. Dem will ich mich vor allem in Zukunft noch eingehender widmen. Viele Versuche sind in der Praxis bisher am Wind gescheitert. Allein durch die Bewegung des Ansitzes (der Ort, auf dem das Objekt sitzt), z. B. eines Halms, verschiebt sich die Fokusebene so stark, dass das Focusstacking für mich schwer umzusetzen war.
Auch was unterschiedliche Brennweiten angeht, besteht in der Makrofotografie viel kreativer Spielraum. Lassen sich mit Makroobjektiven vor allem die Details hervorheben, kann man mit sehr langen Brennweiten (> 300m) schöne Unschärfe im Vordergrund erzeugen und die Objekte mehr in die Umgebung einbetten, ohne zu viel Ablenkung im Hintergrund zu haben.
Zusammenfassend ist es vor allem die Nähe zur Natur, die Ruhe, Entspannung und Entschleunigung und die Faszination für die Tierwelt, die mich an der Makrofotografie begeistern. Im Vergleich zu anderen fotografischen Bereichen die mich interessieren (beispielsweise Hochzeitsfotografie), ist insbesondere die Entschleunigung ein großer Unterschied. Hier sind eher Parallelen zur Landschaftsfotografie vorhanden.
Negative Aspekte
Einer der wenigen Negativpunkte ist leider direkt mit einem der zentralen Vorteile verbunden. Das wunderbare Licht zum Sonnenaufgang kombiniert mit der Hauptsaison für die meisten Schmetterlinge und Libellen rund um den Sommer bedeutet leider eines ganz besonders: früh aufstehen. Sehr früh aufstehen. Natürlich könnte man sagen, dass die Abendstunden ebenfalls geeignet sind, zumindest was das Licht angeht. Das stimmt auch für das Licht, leider nicht für die Aktivität der Insekten. Diese sind abends vielfach noch aktiv. Bei Sonnenaufgang ist das nicht der Fall. Leider hält mich insbesondere dieser negative Aspekt davon ab, mehr Makrofotografie zu machen. Das kompensieren die vielen Vorteile leider nicht. Gleichzeitig steigt meine Lust auf Makros mit jeder Zeile, die ich hier schreibe, wieder an.
Fazit
Gerade in Phasen, in denen man weniger Lust auf die Fotografie verspürt, führe ich mir gerne vor Augen, was mich an bestimmten Genres der Fotografie reizt. Auch sonst im Leben führen wir uns aus meiner Sicht die positiven Aspekte unserer Tätigkeiten zu selten vor Augen. Dabei sind es gerade die Ressourcen, die wir aus der Tätigkeit selbst ziehen, die unsere Motivation, aber auch unser Zufriedenheit und unser Wohlbefinden stärken können.
Insbesondere in unserer defizitären und problemorientierten Welt kommen die positiven Aspekte und die Ressourcen vielfach zu kurz. Was in keinster Weise bedeutet, dass die kritischen oder negativen Aspekte ausgeblendet werden sollten. Vielmehr ist es aus meiner Sicht ratsam, eine faire und offene Reflektion durchzuführen. Dabei sollten wir jedoch die Dinge nicht vergessen, die positiv sind und gut laufen. Damit aber erst mal genug des Exkurses.
Die nun folgenden Bilder sind grob chronologisch sortiert. Darüber hinaus sind 90% in meinem nächsten Umfeld hier in Rheinhessen entstanden. Die meisten davon in der Gegend um Nierstein und Oppenheim oder in der Nähe von Mainz. Wer er an mehr Makrofotos interessiert ist, dem kann ich zwei Adressen empfehlen: Zum einen den Naturfotografen Radomir Jakubowski. Zum anderen das Naturfotografenforum. Viel Spaß beim Stöbern und jetzt: Film ab!